· Pressemitteilung

Nordirak - Hilfe für die Flüchtlinge

Die Humanitäre Lage im Nordirak

Die Nachrichten aus dem Norden des Iraks sind schockierend. Inzwischen sind ungefähr über eine Million Menschen gezwungen vor den Kämpfern des Islamischen Staates zu flüchten. Auch die rund 200.000 syrischen Flüchtlinge, die im Irak Zuflucht gefunden haben, sind wieder auf der Flucht. Diese große Zahl an Flüchtlingen, Rückkehrern und Binnenvertriebenen stellt eine immense Belastung für die lokale Infrastruktur und lebensnotwendige soziale Dienstleistungen dar. Die vom Konflikt betroffenen Gebiete stehen vor einem Zusammenbruch der Grundversorgung, der schätzungsweise fünf Millionen Menschen betreffen wird. Qualifizierte medizinische Kräfte, Lehrer und technische Experten sind geflohen, und Medikamente, Impfstoffe und medizinisch-technische Ersatzteile werden knapp. Lebensmittel, Trinkwasser und andere Güter, die von Flugzeugen über der Region abgeworfen werden, sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, die Hilfsorganisationen leisten können.

Seit Juni 2014 kommt es im Irak zu heftigen bewaffneten Auseinandersetzungen. Infolgedessen befinden sich mehrere hunderttausende Menschen auf der Flucht. In den vergangenen Wochen hat sich die humanitäre Lage im Nordirak durch die Ausweitung der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Kämpfern der IS (Islamischer Staat) und den kurdischen Peshmerga-Kräften massiv verschlechtert. Als Folge der Kämpfe in Sinjar am 3. August sind Zehntausende von Menschen, die meisten von ihnen Mitglieder der jesidischen Minderheit, aus ihren angestammten Gebieten vertrieben worden und nun dringend auf lebensrettende Hilfe angewiesen. Zehntausende Jesiden halten sich bei hohen Temperaturen im kargen Sinjar-Gebirge im Nordirak versteckt, ohne jeden Zugang zu Lebensmitteln und Wasser. Da der direkte Zugang zu den im Sinjar-Gebirge eingeschlossenen Vertriebenen nicht möglich ist, werden seit dem 8.8.2014 Hilfsgüter, vor allem Lebensmittel und Trinkwasser, durch die US-Luftwaffe und die britischen und irakischen Streitkräfte abgeworfen (sog. Air-Drops). Es ist momentan noch unklar, wieviele Jesiden bereits über einen Korridor in den kurdischen Teil des Irak fliehen konnten und in welcher konkreten Anzahl sich noch Vertrieben im Sinjar-Gebirge aufhalten. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass sich momentan mehr als 230.000 Vertrieben im Nordirak aufhalten und es täglich mehr werden. Offizielle Schätzungen gehen davon aus, dass sich bereits vor der jüngsten Gewalteskalation in Mossul im Juni dieses Jahres mehr als vier Millionen Iraker auf der Flucht befanden. Die meisten von ihnen waren aus dem Süden in den vermeintlich sicheren Norden geflohen. Nach den Angriffen der IS auf Mosul sind mindestens weitere 500.000 Menschen geflohen. Im Norden des Irak haben zudem seit 2012 rund 200.000 syrische Flüchtlinge und irakische Rückkehrer aus Syrien Zuflucht gefunden. Diese große Zahl an Flüchtlingen, Rückkehrern und Binnenvertriebenen stellt eine immense Belastung für die lokale Infrastruktur und lebensnotwendige soziale Dienstleistungen dar. Die vom Konflikt betroffenen Gebiete stehen vor einem Zusammenbruch, der Grundversorgung der schätzungsweise 5 Millionen Menschen betreffen wird. Qualifizierte medizinische Kräfte, Lehrer und technische Experten sind geflohen, und Medikamente, Impfstoffe und medizinischtechnische Ersatzteile werden knapp. Die erhebliche Verschlechterung der Sicherheitslage führt zu weiteren Vertreibungen und beeinträchtigt sehr stark den humanitären Zugang zu den betroffenen Bevölkerungsgruppen. Der Großteil der internationalen Bemühungen konzentriert sich weiterhin auf die am besten zugängliche Regionen, einschließlich Dohuk, Erbil und Sulaymaniyah. Durch die jüngste Offensive der IS gegen die Peschmerga wurde der Zugang zu den Betroffenen in Sinjar, Tel Afar und Umgebung erheblich eingeschränkt. Neben Zivilpersonen mit Wohnsitz in den Konfliktgebieten schätzt die EUGeneraldirektion für Humanitäre Hilfe ECHO, dass sich über eine halbe Million Binnenflüchtlinge in dem Gebiet aufhalten, viele von Ihnen mehrfach vertrieben und daher nur schwer von internationalen humanitären Organisationen zu erreichen. Die Bundesregierung hat die finanzielle Hilfe für die Flüchtlinge im Norden des Irak am 11.8.14 um weitere 1,5 Millionen Euro aufgestockt - damit belaufen sich die Soforthilfen der Bundesregierung insgesamt auf 4,4 Millionen Euro. Seither wurden seitens der Bundesregierung auch verschiedene Aktivitäten gestartet, um Hilfsgüter in die betroffene Region zu bringen. So ist derzeit geplant, mit vier Bundeswehrmaschinen Erbil anzufliegen, um Hilfsgüter dort abzuladen. Das Deutsche Rote Kreuz kann in Situationen bewaffneter Konflikte im Rahmen der humanitären Hilfe im Ausland aufgrund der Rotkreuzgrundsätze der Neutralität und Unparteilichkeit nicht auf Bundeswehrinfrastruktur zurückgreifen. Der Großteil der internationalen Bemühungen konzentriert sich weiterhin auf die am besten zugängliche Regionen, einschließlich Dohuk, Erbil und Sulaymaniyah. Durch IS jüngste Offensive gegen die Peschmerga, wurde der Zugang in Sinjar, Tel Afar und Umgebung deutlich verringert. Prioritäten für humanitäre Interventionen:
Angesichts der sich entfaltenden humanitären Notlage, sind Interventionen im Bereich Wasser und Hygiene, Gesundheit und Lebensmittelhilfe für Vertriebene eine oberste Priorität. Zivilisten die in den Konfliktgebieten eingeschlossen sind und deren Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen, Lebensmittel und anderen Gütern verwehrt ist, sind dringend auf humanitäre Hilfe. Impfkampagnen und Wasser und Hygiene Maßnahmen um ein weiteres Ausbreiten übertragbarer Krankheiten zu verhindern. Die Verhandlungen für die sichere Passage von Binnenvertriebenen und Einrichtung von Schutzzonen. Notfall-Reparaturen an kritischer Wasser-und Strominfrastruktur. 2. Aktivitäten der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung Der Irakische Rote Halbmond war eine der ersten humanitären Organisationen, die sich der Versorgung der Vertriebenen angenommen hat. Durch den Roten Halbmond wurden an rund 100.000 Menschen Lebensmittelrationen verteilt. Weiterhin beteiligte sich der Rote Halbmond an der mit Flugzeugen und Hubschraubern durchgeführten Verteilung von Lebensmitteln und Wasser für die Vertriebenen im Sinjar-Gebirge. Der Irakische Rote Halbmond hat rund 4.000 Freiwillige im Einsatz. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist seit vielen Jahren im Irak präsent. Seit Anfang des Jahres konnte das IKRK über 200.000 Vertriebene mit Lebensmittelpaketen für jeweils einen Monat versorgen. Weiterhin wurden aktuell an 60.000 Menschen lebensnotwendige Hilfsgüter verteilt. Das IKRK versorgt zudem lokale Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen mit essentiellem Material.Deutsche Rote Kreuz eine bessere Einschätzung der aktuellen humanitären Lage im Nordirak zu erhalten, hat das DRK-Generalsekretariat am Donnerstag den 14.08.14 einen Gesundheitsexperten nach Erbil entsandt. Seine fachlichen Einschätzungen werden benötigt, um weitere Aktivitäten des DRK in der aktuellen Vertriebenenkrise zu planen. Helfen Sie jetzt!! https://www.drk.de/spenden/jetzt-online-spenden.html